Das Speisen mit Messer und Gabel ist noch gar nicht so lange üblich, wie du vielleicht glauben magst. Es gab zwar schon sehr früh Vorläufer von Messer und Gabeln, aber sie wurden zunächst nur für die Zubereitung und das Schöpfen der Speisen verwendet - nicht aber zum Essen. |
Von der Antike an und das ganze Mittelalter hindurch wurde mit den Fingern oder aber mit hölzernen Löffeln gegessen. Vornehme Menschen verfügten zwar über ein Messer, das sie stets bei sich hatten. Es wurde aber für alle möglichen Zwecke verwendet. In Zusammenhang mit dem Essen wurde es nur zur Zerkleinerung der Nahrung eingesetzt. Gegessen aber wurde dann mit den Fingern. Der größte Widerstand gegen die Gabel kam aus der katholischen Kirche. Für sie war die Gabel aus christlicher Sicht ein höchst verdächtiger Gegenstand, der mit dem Teufel und Hexen in Verbindung gebracht wurde.
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Schließlich habe Gott die Finger geschaffen und nicht die Gabeln, um damit all seine Gaben zu berühren - so lehrte die Kirche im Mittelalter. Dennoch aber setzte sich die Gabel dann doch als Esswerkzeug durch. Im späten 17. und vor allem im 18. Jahrhundert gehörte sie zu einem festlichen Esstisch dazu und wurde in großen Mengen und auch in sehr prunkvoller Form hergestellt. Der Gebrauch einer Gabel wurde zu einem Zeichen der Vornehmheit und des Luxus. Später war dann ein Leben ohne vielfältiges und auch kostbares Tischbesteck und vor allem ohne eine reichhaltige Gabelauswahl kaum unvorstellbar. Von nun an war das Essen mit Messer und Gabel, sogar für Geflügel und andere ähnlich mühsam mit Besteck zu verzehrende Speisen eine gesellschaftliche Verpflichtung. Nur kleinen Kindern wurde eine Schonfrist zuerkannt. Bereits im späten 19. Jahrhundert verwendeten alle Klassen und Stände das Messer und die Gabel wie selbstverständlich. |
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