Täglich zu singen Ich danke Gott, und freue mich Wie 's Kind zur Weihnachtsgabe, Dass ich bin, bin! Und dass ich dich, Schön menschlich Antlitz! habe; Dass ich die Sonne, Berg und Meer, Und Laub und Gras kann sehen, Und abends unterm Sternenheer Und lieben Monde gehen; Und dass mir denn zumute ist, Als wenn wir Kinder kamen, Und sahen, was der heil'ge Christ Bescheret hatte, amen! Ich danke Gott mit Saitenspiel, Dass ich kein König worden; Ich wär geschmeichelt worden viel, Und wär vielleicht verdorben. Auch bet ich ihn von Herzen an, Dass ich auf dieser Erde Nicht bin ein großer reicher Mann, Und auch wohl keiner werde. Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht, Hat mancherlei Gefahren, Und vielen hat's das Herz verdreht, Die weiland wacker waren. Und all das Geld und all das Gut Gewährt zwar viele Sachen; Gesundheit, Schlaf und guten Mut Kann's aber doch nicht machen. Und die sind doch, bei Ja und Nein! Ein rechter Lohn und Segen! Drum will ich mich nicht groß kastein Des vielen Geldes wegen. Gott gebe mir nur jeden Tag, Soviel ich darf zum Leben. Er gibt's dem Sperling auf dem Dach; Wie sollt er's mir nicht geben! Matthias Claudius (1740 - 1815)
|