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Der Eurasische Luchs
Vorkommen und Lebensraum Der Eurasische Luchs, der auch Nordluchs genannt wird, ist die größte Raubkatze, die in Europa vorkommt. Im deutschen Sprachgebrauch ist fast immer der Eurasische Luchs gemeint, wenn von „dem Luchs" die Rede ist. Man unterscheidet vier Luchsarten, die manchmal auch noch in einige Unterarten untergliedert werden: den Eurasischen Luchs oder Nordluchs, der in Europa und Asien vorkommt, den Pardell-Luchs, der in Spanien und Portugal lebt, den Kanada-Luchs, der in Kanada und Alaska beheimatet ist und den Rot-Luchs, der in den USA und in Mexiko zu finden ist. Früher war der Eurasische Luchs in weiten Gebieten Asiens und Europas verbreitet. Da er ähnlich wie der Braunbär und der Wolf über viele Jahrzehnte gejagt wurde, war er in Westeuropa so gut wie ausgerottet. Er wurde sowohl wegen seines begehrten Fells als auch als Räuber von Schafen, Ziegen und anderen Nutztieren schonungslos bejagt und getötet. Heute kommt der Eurasische Luchs fast nur noch in Asien und Nordeuropa vor. In West- und Mitteleuropa ist er eher selten anzutreffen. Durch eine gezielte Ansiedlung gibt es diese schöne Raubkatze aber wieder. So lebt sie unter anderem in den Alpen, im Harz, im Fichtelgebirge und im Bayerischen Wald. In weiten Teilen Westeuropas gelten die Eurasischen Luchse aber weiterhin als ausgestorben. Der Eurasische Luchs bevorzugt als Lebensraum große Waldgebiete mit dichtem Unterholz. Gute Bedingungen für die Jagd bieten ihm Wälder mit Lichtungen, felsigen Hängen und morastigen Gebieten. Die Eurasischen Luchse kommen aber auch ebenso in der felsigen Gebirgszone bis in eine Höhe von 2500 Meter vor sowie in Niedermooren und auf Heideflächen. In Zentralasien leben sie in den vorwiegend baumlosen Hochebenen, wo ihnen Felsen und Büsche eine Deckungsmöglichkeit bieten. Aussehen und Körperbau Der Eurasische Luchs erreicht eine Körperlänge von 80 bis 120 Zentimeter und eine Schulterhöhe von 50 bis 65 Zentimeter. Sein Gewicht beträgt 18 bis 26 Kilogramm. Die männlichen Tiere werden etwas größer und schwerer als die Weibchen. Auffällig sind seine im Vergleich zu anderen Katzenarten langen Beine und seine großen Pfoten. Seine leicht längeren Hinterbeine verleihen ihm eine hohe Sprungkraft und auch eine große Sprintgeschwindigkeit.
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Was ihn wie alle Luchsarten unverwechselbar macht, sind vor allem die auffälligen Haarbüschel an den Ohren und sein kurzer Schwanz, der etwa eine Länge von 11 bis 35 cm hat. Seine Ohren sind mittellang und laufen spitz zu. Mit ihnen verfügt der Luchs über eine gute Ortung des Schalls. Die mandelförmigen, nach vorne gerichteten Augen der Luchse sind goldgelb, gelbbraun oder ockerbraun. Sie stellen das wichtigste Sinnesorgan der Luchse dar und sind etwa sechsmal so lichtempfindlich wie die Augen eines Menschen. Diese hervorragende Sehfähigkeit macht dem Luchs eine Jagd auch während der Dämmerung und in der Nacht möglich. Durch Untersuchungen hat man herausgefunden, dass Luchse das Rascheln einer Maus noch aus einer Entfernung von 50 Metern wahrnehmen können und ein vorbeiziehendes Reh sogar noch aus einer Entfernung von 500 Meter hören. Bei dem Eurasischen Luchs ist auch der Backenbart mit den Tasthaaren besonders schön ausgeprägt. Sein vollständiges Gebiss besteht aus 28 Zähnen. Das Fell der Eurasischen Luchse kann beige bis gelblich oder rotbraun sein und weist dunkle Flecken auf. Dadurch hat der Luchs in seinem Lebensraum eine sehr gute Tarnung. Die Fleckung des Fells ist bei den einzelnen Tieren sehr verschieden und im Sommer in der Regel ausgeprägter als im Winter. An der Bauchseite, der Brust und dem Kehlbereich ist das Fell deutlich heller und weist eine fast weißliche Färbung auf. Das Fell, das aus einer sehr dichten Unterwolle mit den darüber liegenden Grannenhaaren besteht, schützt den Luchs auch bei großer Kälte. Sein Winterfell gehört zu den dichtesten im Tierreich. Lebensweise und Ernährung Der Luchs lebt außerhalb der Paarungszeit als Einzelgänger, der vor allem in der Dämmerung und in der Nacht auf die Jagd geht. Tagsüber ruhen die Luchse meistens in ihren Verstecken. Vor allem die männlichen Luchse beanspruchen ein recht großes Revier, das sie mit ihrem Urin markieren. Luchse sind guter Kletterer und Jäger. Zu ihren Beutetieren gehören Säugetiere von der Größe einer Maus bis hin zum Reh - sowie bodenbrütende Vögel. So zählen zum Beispiel Hasen, Mäuse, Eichhörnchen, Marder, Dachse, Murmeltiere, Rehe und Wildschweine zu seinen Beutetieren. Seine Jagdmethode ist typisch für eine Raubkatze: Anschleichen, Anspringen und die Beute mit einem gezielten Biss in die Kehle erlegen. Bei diesen Kurzsprints kann der Luchs eine Geschwindigkeit von fast 70 km in der Stunde erreichen. Wenn es dem Beutetier jedoch gelingt zu fliehen, so ist es praktisch schon in Sicherheit, denn die Luchse sind keine Hetzjäger und geben die Verfolgung ihrer Beute recht schnell auf. Meistens fressen sie ihre Beute fast vollständig bis auf die Knochen und die Haut auf. Sie verstecken ihre unzerlegten Beutetiere teilweise unter Ästen und Blättern und kehren mehrere Nächte hintereinander dorthin zurück, bis sie alles fast vollständig verzehrt haben. Der Nahrungsbedarf eines etwa 25 Kilogramm schweren Luchses beträgt pro Tag etwa 1 bis 4 Kilogramm an Fleisch. |
Paarung und Fortpflanzung Die Paarungszeit der Luchse, die man als Ranzzeit bezeichnet, findet in der Zeit von Mitte Februar bis in den April hinein statt. In dieser Zeit markieren sie das Kerngebiet ihrer Reviere verstärkt mit ihrem stark riechenden Urin. Die weiblichen Luchse erreichen die Geschlechtsreife mit rund 18 Monaten, die männlichen Tiere mit etwa 28 bis 30 Monaten. Grundsätzlich paart sich das Weibchen während der Ranzzeit nur mit einem männlichen Tier. Wenn ein Männchen ein paarungsbereites Weibchen gefunden, hält es sich in dieser Zeit mehrere Tage in seiner Nähe auf. Treffen jedoch mehrere Männchen aufeinander, führen sie Kämpfe um das Paarungsrecht. Nach einer durchschnittlichen Tragezeit von 68 bis 72 Tagen kommen zwischen Mai und Juni ein bis vier, selten bis sechs Jungtiere zur Welt. Ihre Geburtsstätte liegt meistens in einer Höhle, einer Felsspalte oder in einem hohlen Baum. Bei ihrer Geburt weisen die bereits behaarten Luchse eine Körperlänge von etwa 17 Zentimeter und ein Gewicht von 200 bis 300 Gramm auf. Gegen Ende der zweiten oder dritten Lebenswoche öffnen die blind und taub geborenen Jungen zum ersten Mal ihre Augen. Im Alter von vier Wochen sind die kleinen Luchse in der Lage zu laufen. Nach einer Säugezeit von rund zwei Monaten beginnen sie damit, feste Nahrung zu sich zu nehmen und ihre Umgebung zu erkunden. Im Alter von 30 Tagen ist das Gebiss vollständig entwickelt. Nach rund zehn Wochen werden die Jungtiere entwöhnt und fangen an, spielerisch auf die Jagd nach Beute zu gehen. Nun nehmen sie neben der Muttermilch auch das erste Fleisch zu sich. Die Jungtiere bleiben in der Regel bis zum Ende des ersten Lebensjahres bei der Mutter. Luchse können in freier Wildbahn 15 bis 18 Jahre alt werden. Ein solches Alter wird allerdings höchst selten erreicht. In Gefangenschaft ist ein Alter von über 20 Jahren möglich. Der älteste bekannte Luchs hat ein Alter von 26 Jahren erreicht. Luchse sind heute nicht mehr akut vor der Ausrottung bedroht, da die weitreichenden Schutzmaßnahmen mittlerweile gegriffen haben. Eine Gefahr für den Menschen stellt der Luchs so gut nicht dar. Angriffe sind außerordentlich selten und durch besondere Umstände bedingt.
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