„Franz-Christian" wurde im Jahr 1929 in Lauenburg an der Elbe gebaut. Er war damals ein modernes Güterschiff mit einem sparsamen Dieselmotor. Das Schiff wurde benannt nach den Vornamen der beiden Männer, denen es gehörte. Sie hießen Franz Fischer und Christian Schernbeck. Während Herr Fischer in Lauenburg einen Laden besaß und deshalb an Land bleiben musste, fuhr Christian Schernbeck als Kapitän auf dem neuen Schiff. So ein Güterschiff braucht aber nicht nur einen Kapitän, sondern auch eine Besatzung. Deshalb waren noch ein Matrose und der Sohn von Herrn Fischer, der auch Franz hieß, an Bord. Auf dem Foto siehst du ganz links den jungen Franz Fischer, ganz rechts den Matrosen, Ewald Finz. In der Mitte - zwischen zwei Verwandten - steht der Schiffsführer Christian Schernbeck. Sie alle befanden sich gerade auf ihrer ersten Fahrt mit „Franz-Christian". |
Franz war damals 17 Jahre alt. Er hatte eigentlich Seekapitän werden wollen. Aber seine Eltern wollten ihn nicht so weit fortlassen, und so ist er eben Binnenschiffer geworden. Auf dem Foto (oben) ist er als Schiffsjunge zu Beginn seiner Berufsausbildung zu sehen. Zwei Jahre später wurde er Matrose oder „Bootsmann", wie man an der Elbe sagt. Danach musste er noch zwei Jahre auf verschiedenen Schiffen fahren. Erst dann konnte er die Prüfung für den Schiffsführerschein, sein „Schiffspatent", ablegen. Als Franz 23 Jahre alt war, wurde er Kapitän des „Franz-Christian" und trug nun die Verantwortung für das Schiff und seine Besatzung. Aber schon vier Jahre später nahm ihm die Regierung sein Schiff einfach weg. Sie plante einen Krieg gegen England. Alle Schiffe, die sie kriegen konnte, ließ sie beschlagnahmen und für den Krieg umbauen. |
„Franz-Christian" musste mehrere Jahre lang Soldaten und Kriegswaffen transportieren. Erst nach dem Krieg erhielt Franz Fischer sein Schiff zurück. Jetzt konnte er auch seine Frau und seine beiden Söhne, die Hans und Franz hießen, mit an Bord nehmen. Hans, der ältere Sohn, musste aber bald in die Schule und wohnte dann an Land bei seinen Großeltern. Nur in den Ferien war er wieder an Bord mit seiner Familie zusammen. Auf einem Güterschiff gibt es immer etwas zu tun. Die meiste Zeit verbrachte Franz Fischer während des Tages im Steuerhaus. Um seine Kunden zu behalten, musste er die Güter, die er für sie transportierte, möglichst schnell abliefern. Deshalb fuhr er schon früh morgens mit dem Schiff Ios. Erst wenn es dunkel wurde, unterbrach er seine Fahrt. Seine Arbeit hörte dann aber noch längst nicht auf. Häufig musste irgendetwas repariert werden. Einmal war es der Motor, dann waren es die rostigen Stellen am Schiff. Und immer wieder musste das Schiff mit Wasser und Schrubber gesäubert werden. Wenn dann am nächsten Morgen die Fahrt weiterging, hatten Franz Fischer und sein Matrose oft nur wenige Stunden geschlafen. Am Hafen angekommen, mussten die schweren Lukendeckel mit den Händen vom Laderaum abgehoben werden, damit die Ladung gelöscht werden konnte. |
Auf dem zweiten Foto siehst du Frau Fischer mit ihrem jüngeren Sohn Franz. Solange Franz noch nicht in die Schule musste, ist Frau Fischer auf dem „Franz-Christian" mitgefahren. Sie hat den Haushalt in Ordnung gehalten. In der engen Kajüte war das ganz schön schwer. Da durfte nichts herumliegen. Dazu war einfach kein Platz. In der winzigen Küche kam sie ganz schnell ins Schwitzen, wenn sie auf dem Kohleherd das Mittagessen kochte. An Bord gab nur einen kleinen Wasserbehälter für das Trinkwasser. Zum Wäschewaschen musste Frau Fischer das Wasser in Eimern aus dem Fluss oder Kanal holen. Es wurde zusammen mit der Wäsche in einem Wäschekessel auf dem Küchenherd erhitzt. Sie hat dann die Wäsche zum Trocknen an Deck aufgehängt. Im Winter war das besonders schwierig. Da musste sie oft die Wäsche am Ofen in der kleinen Kajüte trocknen. Gelegentlich, wenn „Not am Mann" war, half Frau Fischer ihrem Mann bei der Arbeit. Dabei musste sie immer auf den kleinen Franz aufpassen, damit er nicht ins Wasser fiel. Auf manchen Kanalschiffen wurden die kleinen Kinder aber auch an einer langen Leine angebunden. Als Franz ein bisschen älter war, durfte er schon bei Arbeiten an Bord mithelfen. Besonders gerne hat er als „Anstreicher" gearbeitet, wie du das oben auf dem Foto sehen kannst. |
Quelle: Die Wissensseiten zum Thema "Kanalstufe Henrichenburg/Waltrop" entstanden mit freundlicher Unterstützung durch „Westfälisches Industriemuseum Altes Schiffshebewerk Henrichenburg; Landschaftsverband Westfalen-Lippe“ Am Hebewerk 2 45731 Waltrop Tel.: 02363/97070 www.schiffshebewerk-henrichenburg.de Literaturangaben: Käptn‘ Henri kennt sich aus; Ein Museumsführer, Lese- und Bastelbuch für Mädchen und Jungen ab 10 Herausgeber: Westfälisches Industriemuseum Altes Schiffshebewerk Henrichenburg; Landschaftsverband Westfalen-Lippe 1996 Fotos (sw) aus: Käptn‘ Henri kennt sich aus Fotos (farbig): Medienwerkstatt Mühlacker |