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Was sind Heilpflanzen?

Eine Zusammenfassung von W. Arnold (www.awl.ch/heilpflanzen)

Eine Heilpflanze ist eine Pflanze, die wegen ihres Gehalts an Wirkstoffen zu Heilzwecken bzw. zur Linderung von Krankheiten verwendet werden kann. „Heilpflanzen" ist ein Sammelbegriff. Er umfasst sowohl Kräuter, als auch andere der Heilung dienende Pflanzen.


Die Unterscheidung von Heilpflanzen zu Giftpflanzen liegt einerseits in der produzierten Droge, andererseits in der applizierten (verabreichten) Dosis. Heute werden Heilpflanzen vor allem in Deutschland im Rahmen der Phytotherapie verwendet, in manchen europäischen Ländern sowie den USA spielen sie durch das Aufkommen von chemisch synthetisierten und definierten Wirkstoffen nur eine geringe Rolle.


Andererseits ist die pharmazeutische Industrie und die Pharmakologie zu der Erkenntnis gelangt, dass die Gesamtheit der sekundären Pflanzenstoffe ein schier unerschöpfliches Reservoir für neue, hochpotente Medikamente darstellt. Gerade die kaum erforschte und katalogisierte Flora der tropischen Urwälder und die in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendeten Pflanzen bergen in dieser Hinsicht ein nicht zu vernachlässigendes Potenzial.


Heilpflanzen werden auch wild wachsend gesammelt oder im Hausgarten angepflanzt, um als Hausmittel vorbeugend oder bei Krankheiten zur Verfügung zu stehen. Die gebräuchlichste Verwendungsform ist wohl der Heiltee.


Gewürze im Medizinschrank


Auch die allermeisten Gewürzpflanzen haben eine, meist sanfte, heilende Wirkung. Thymian lindert Husten, fördert die Verdauung und reinigt das Blut. Wachholderbeeren machen schwerverdauliche oder blähende Gerichte wie Kohl magenverträglicher. Also sind auch viele Gewürzpflanzen im weiteren Sinne Heilpflanzen.


Schön gesund


Eine andere Gruppe von Pflanzen wird vorwiegend in der Kosmetik verwendet. Die Aroma- und Wirkstoffe dieser Pflanzen werden bei der Seifen- und Shampooherstellung genutzt oder finden Eingang in Hautcremes. Auch sie haben eine heilende Wirkung, fördern die Zellregeneration oder wirken durch ihre Duftstoffe, vor allem die ätherischen Öle, positiv auf unser Wohlbefinden und unseren emotionalen Zustand.


Folglich lassen sich auch die Kosmetikpflanzen den Heilpflanzen zurechnen. Daher wird im englischsprachigen Ausland gerne der Ausdruck ‚Medizinal- und Aromapflanzen’ gebraucht. Besonders deutlich werden die weiten Überschneidungsbereiche bei den in der Aromatherapie verwendeten Heilpflanzen und bei den Teepflanzen. Pfefferminztee oder Kamillentee sind medizinisch heilwirksam und zugleich ein erfrischendes Getränk. Darüber hinaus spricht der Duft und der Dampf unsere Sinne und unseren Körper an und daher eigentlich auch Aroma- und Kosmetikpflanzen.


Kultur und Tradition prägen Verwendung


Die Nutzung von Heilpflanzen ist in vielen Fällen kulturspezifisch. Traditionell verwendeten die Menschen zumeist nur die Heilpflanzenarten, die in der jeweiligen Umgebung natürlicherweise wachsen. Erst mit Entdeckungsreisen und zunehmendem Handel fanden auch ortsfremde Pflanzen, als Samen oder in getrocknetem Zustand, Eingang in die regionale Volksmedizin oder Küche.


Aber trotz der heute weltweiten Dimension des Heilpflanzenhandels ist die Zahl der in großem Maßstab eingesetzten ortsfremden Heilpflanzen in vielen Regionen relativ gering. Das liegt zum einen am hohen Preis der Handelsware und der daraus hergestellten Produkte.


Zum anderen muss eine Pflanze, die bei den Menschen der Region, in der sie wächst, eine bestimmte Heilwirkung hat, diese nicht zwangsläufig auch in der Anwendung bei Menschen in anderen Regionen entfalten. Die gleiche Pflanzenart kann also in einer Region als Heilpflanze betrachtet werden, in einer anderen nicht.


Arzneipflanzen


Unter Arzneipflanzen werden hier jene Heilpflanzen (oder Heilkräuter) verstanden, die der einzelne nicht mehr direkt verwenden kann, wie z.B. die Giftpflanzen. Arzneipflanzen liefern vielmehr dem Apotheker und der chemisch-pharmazeutischen Industrie Wirkstoffe für manche ihre Produkte.


Beispiele sind:


Der Schlafmohn (Papaver somniferum) liefert das in der Medizin unersetzliche Morphin, Codein und etwa 60 weitere Wirkstoffe (in diesem Falle Alkaloide). Die Pflanze als Ganzes, der eingedickte Milchsaft (=Opium) oder die Opiumtinktur werden heute in der Medizin kaum mehr angewendet.


Der wollige Fingerhut (Digitalis lanata) liefert viele wertvolle Herzglykoside (Cardenolide). Der therapeutische Einsatz der Droge ist wegen der Beeinflussung der Wirkung der Cardenolidglykoside durch Begleitsubstanzen und wegen der ungenügenden Reproduzierbarkeit bei der Herstellung der Zubereitungen heute weitgehend ungebräuchlich. Es werden die isolierten bzw. partialsynthetisch abgewandelten Cardenolidglykoside bevorzugt eingesetzt. Die Droge dient daher fast ausschließlich der industriellen Gewinnung der Cardenolidglykoside. Der wollige Fingerhut ist heute einer der wichtigsten Arzeipflanzen.


Die Tollkirsche (Atropa belladonna) liefert die Tropanalkaloide Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin. Die isolierten Alkaoide werden heute als Tranquilizer, krampflösende Mittel und in Augentropfen verwendet.


Viele in Pflanzen vorkommende Substanzen stellt der Chemike künstlich her. Erst zehn Prozent aller Pflanzen, die auf der Erde vorkommen sind bis jetzt auf medizinisch wirksame Substanzen exakt untersucht; ein Mangel, der sicher auf die chemische Dominanz zurück zuführen ist.


Vielleicht gäbe es schon längst Mittel gegen bis jetzt unheilbare Krankheiten, wenn sich die Forscher mehr auf Pflanzen als auf Retorten konzentrieren würden.




Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung von: www.awl.ch/heilpflanzen

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